Heute wollten wir uns etwas in Perugia umsehen. Goethe war hier nur kurz auf der Durchreise und auch wenn er die Lage der Stadt als schön bezeichnete, war er wohl ganz froh, weiterreisen zu können, denn er wollte so schnell wie möglich nach Rom. Da wir es nicht eilig hatten, konnten wir die schöne Lage der Stadt genießen, sogar von unserem Zimmer aus. Nach dem Frühstück machten wir uns auf den Weg in die Stadt. Eigentlich wollten wir mit dem Bus fahren, doch dann entschieden wir uns spontan, zu Fuß zur Touristeninformation zu gehen. Dort wollten wir uns einen Plan holen, um damit die Stadt zu erkunden. Auf jeden Fall war es eine gute Idee dorthin zu laufen, denn wir kamen durch viele verwinkelte Gässchen.
Teilweise hingen richtige Kunstwerke an den Häusern oder sie waren kunstvoll bemalt. Außerdem war es hier nicht so überlaufen, wie in den anderen Städten. Es wirkte fast ein wenig verschlafen, was wir ziemlich genossen, nach dem Lärm in Rom. Unser erster Weg führte uns auf die Piazza IV Novembre, die schon seit Anbeginn der Stadt das Zentrum darstellte. Während des Mittelalters wurde dort ein Palast und eine Kirche errichtet. Außerdem steht dort die Fontana Maggiore, ein Brunnen aus dem 13.Jahrhundert. Der Brunnen ist in drei Ebenen gegliedert. Die unterste besteht aus Reliefs, die sich hauptsächlich mit Themen aus dem Alten Testament beschäftigen. Die zweite Ebene ist mit 24 Figuren berühmter Persönlichkeiten geschmückt. Auf der obersten Schale stehen drei Nymphen, die eine wasserspeiende Amphore tragen. Nachdem wir uns den Brunnen angesehen hatten, sind wir in den Palazzo dei Priori. Dort haben wir uns allerdings nur die Sala dei Notari (Versammlungssaal der Stadtoberen) angesehen. Fast wären wir von der Pracht des Saales erschlagen worden.

Auch hier werden hauptsächlich Szenen aus dem Alten Testament dargestellt. Aber es gibt auch Darstellungen aus Äsops Fabeln.
Anschließend sind wir in die Kathedrale St. Lorenzo gleich gegenüber. Mit dem Bau der Kathedrale, auch der Dom genannt, begann man im Jahre 1345 und vollendete diese im Jahr 1490. Seitdem wurde er immer wieder erweitert, sodass man dort den Stil mehrerer Epochen vereinigt findet.

Im Inneren war es ziemlich düster, sodass wir uns nicht allzu lange in der Kirche aufhielten. Nachdem wir die Kathedrale verlassen hatten, war es Zeit für ein Mittagessen, das wir in einem der vielen Straßenrestaurants einnahmen. So gestärkt machten wir uns auf die weitere Erkundung der Stadt. Wir gingen am Palazzo del Capitano del Popolo und an der Università vecchia, also der alten Universität vorbei. Die Gebäude besahen wir uns allerdings nur von außen. Wir kamen auch an der Jesuskirche vorbei, leider konnten wir diese nicht von Innen besichtigen. Als nächstes wollten wir in die Kirche des hl. Philipp Neri, doch auch diese Kirche war verschlossen. Nun versuchten wir es an der Kapelle des hl. Bernardino. Das Oratorium wurde von den Franziskanern zwischen 1451 und 1461 errichtet. Doch auch dieses war verschlossen und wir wollten schon unverrichteter Dinge weitergehen, als uns plötzlich ein Pater aus dem nahegelegenen Kloster ansprach,ob wir in die Kirche wollten; wir wollten. Der Besuch hat sich auch gelohnt, das Oratorium war sehr prächtig ausgestaltet; vor allem die Decke. Gleich nebenan war die Kirche des hl.Franziskus von Prato. Auch diese besichtigten wir nur von außen.
Unser weiterer Weg führte uns zum Aquädukt. Dieses wurde zwar von den Römern erbaut, gewann jedoch erst im Jahre 1254 an Bedeutung, als die Anlage bis zur Quelle von Monte Pacciano erweitert wurde. Neben dem Aquädukt führen viele, viele Stufen nach oben. Die Via Appia besteht scheinbar nur aus Stufen. Das sieht zwar irgendwie toll aus, aber wohnen möchten wir dort nicht unbedingt, und wenn der Ausblick noch so schön ist. Nachdem wir alle Stufen nach oben gehopst waren, watschelten wir weiter zum Etruskischen Tor. Dieses Stadttor wurde bereits im 3. Jahrhundert vor Christus erbaut. Es sollte wohl vor allem zeigen, dass der Weg nach Rom gut bewacht war.
Schließlich landeten wir wieder auf der Piazza IV Novembre, wo wir uns auf den Stufen des Palazzo dei Priori ein leckeres Eis schmecken ließen. Danach machten wir uns auf Richtung Bahnhof, denn am nächsten Tag sollte unsere Reise ja schon wieder weitergehen. Auf dem weg dorthin kamen wir noch einmal an der Kirche des hl. Philipp Neri vorbei. Dieses Mal war sie geöffnet und wir warfen einen Blick hinein. Das hat sich wirklich gelohnt. Die Decke war herrlich ausgestaltet, vor allem die Kuppel, die einen Einblick in das Himmelreich gewährte. In einer weiteren Öffnung der Kuppel blickten Engel auf einen herab. Ansonsten waren die Fresken so gemalt, dass sie einen 3D-Effekt hatten. So etwas kannten wir bisher nur aus der Residenz in Würzburg.
Außerdem kamen wir noch an einem Turm vorbei, der jetzt auch geöffnet hatte. Wir waren an diesem Tag zwar schon viele Stufen gestiegen, doch wir bestiegen auch diesen Turm und hatten noch einmal eine schöne Aussicht auf Perugia. Manche Gebäude, konnten wir nun auch schon von oben identifizieren.

Schließlich kamen wir doch noch am Bahnhof an und mit den Tickets in der Tasche fuhren wir mit dem Bus zu unserem Hotel zurück. Unser Abendessen nahmen wieder auf der Hotelterrasse ein. Uns hat Perugia auf jeden Fall sehr gut gefallen, vielleicht reisen wir ja wieder einmal dorthin.